Einblicke in kreative Berufswelten.
Endlich ist wieder Montag. Heute mit einer ganz wundervollen Kollegin aus München. Nina Jahn, ein wahres "Allround-Talent", erzählt über Ihren switch von der Architektur zum Interior Consulting und zur Content Creation. Ein spannendes Interview mit bereichernden Einblicken. Viel Spaß beim Lesen & kommentieren.

Bild: Nina Jahn
Liebe Nina, bitte erzähle uns kurz etwas über dich.
Zusammen mit meinem Mann (beide 47) und zwei Kindern (10,14) lebe ich seit mittlerweile 20 Jahren in München. Unser Familienleben findet in einer 3-Zimmer-Wohnung auf 78qm in der Münchner Maxvorstadt statt.
Kannst Du uns ein wenig zu deinem beruflichen Werdegang sagen?
Nach dem Abitur habe ich zunächst eine Ausbildung zur Bauzeichnerin gemacht und im Anschluss daran dann Architektur studiert. Mittlerweile bin ich seit 2020 allerdings selbstständig im Bereich Interior Consulting und Content Creation. Aktuell baue ich die Beratung (und Planung) im Bereich der Wohnraumoptimierung für Familien in Großstädten auf. Die Idee entstand durch unseren eigenen Platzmangel und findet einigen Anklang. Wobei ich auch immer noch kleinere Bauvorhaben mit meinem Mann zusammen betreue.

Bild: Nina Jahn
Wie bist du dazu gekommen?
Aufgewachsen in einem Haushalt mit zwei Kunst (-und Sport)-Lehrern, wurde die Kreativität und der Sinn für Kunst eigentlich schon früh geweckt. Außerdem lagen bei uns auch immer viele Einrichtungszeitungen herum, die ich oft und gerne durchgeblättert habe. Wann ich genau die Entscheidung für ein Architekturstudium getroffen habe, kann ich gar nicht mehr wirklich sagen. Bereue es aber bis heute nicht!
Hast Du das Gefühl, dass Deine Ausbildung etwas mit Deinem Beruf zu tun hat?
Na klar! Auch wenn ich jetzt nicht mehr in einem Architekturbüro arbeite, kann ich all das Wissen und meine Erfahrungen in vielen anderen beruflichen Bereichen weiter nutzen. Klare Formen, Farben, Details und räumliches Denken bilden ja auch in der Innenraumgestaltung eine wichtige Grundlage. Meine Leidenschaft für Innenarchitektur wurde auf jeden Fall im Studium geweckt und ich habe das große Glück, meine Ideen nun in den eigenen vier Wänden und für andere umsetzen zu können.

Bild: Nina Jahn
Welche Fähigkeiten benötigt man, um als Architektin und Content Creator zu arbeiten?
Ich denke viel Kreativität, technisches Verständnis und eben räumliches Denken sollte für ein Architekturstudium schon mitgebracht werden. Den Rest lernt man mit der Zeit. Wie auch all die Zeichen- Bildbearbeitungs- und Layout-Programme, die man in diesem Beruf beherrschen muss, um einen Entwurf vom ersten Strich bis zum fertigen Gebäude umsetzten zu können.
Der Bereich Content Creation ist gar nicht so fern von diesen Themen, erfordert nur ein wenig mehr Socialmedia Affinität und Anpassungsvermögen an den Algorithmus von Instagram bzw. die aktuell „trendigsten“ Plattformen.
Wie kommst Du an neue Projekte?
Nachdem ich mich „pünktlich“ zu Beginn der Corona - Pandemie selbstständig gemacht habe, hatte ich bisher das Glück, dass es sich viele daheim endlich schöner machen wollten. So bekam ich vermehrt Anfragen aus dem näheren Freundeskreis und auch über Instagram. Hier habe ich mir mit der Zeit ein gutes Netzwerk aufgebaut.
Hätte ich mich also nicht 2015 nicht in der App angemeldet, wäre ich heute nicht selbstständig oder hätte mit Mark Pohl von den Designapartments Weimar das Insta(dt)treffen ins Leben gerufen.
All meine eigenen und auch die Brand Awareness Kampagnen für das Insta(dt)treffen laufen über dieses Medium. Was einen natürlich immer abhängiger von dieser Plattform macht – Fluch und Segen in einem quasi!

Bild: Nina Jahn
Wie beginnst Du mit einem neuen Projekt?
Bei meinen Interior Projekten mit einer klassischen Grundlagenermittlung der bestehenden Räume.
Gerne lerne ich die Bewohner bzw. Nutzer davor auch ein bisschen besser kennen, um ihre Wünsche und Vorstellungen möglichst gut umzusetzen. Anschließend lasse ich mich meist auf Pinterest inspirieren und steige dann tiefer in die Planung ein.


Bild: Nina Jahn
Mit welchen Tools arbeitest Du?
Ich benutze ein Zeichenprogramm für die Planung und oft noch die gute alte Skizzenrolle.
Um die angedachte Stimmung meiner Entwürfe zu vermitteln erstelle ich Moodboards mit Photoshop und InDesign. Die Projekte in 3D umsetzen kann ich leider nicht, würde ich aber gerne können……
Für meine Arbeit als Content Creator benutze ich natürlich mein Handy und meine Systemkamera.
Was benötigst Du?
Immer Kaffee und gute Musik :-).
Welches war bisher Dein spannendstes Projekt?
In meinem ersten Büro nach dem Studium, durfte ich u.a. eine Aussegnungshalle mit planen. Das war wirklich ein tolles Projekt, da wir das Gebäude unter Einbeziehung von vielen verschiedenen Lichtstimmungen (Lauf der Sonne) geplant haben.
Mein erstes Interior Projekt (auch über Instagram) war die Planung und Umsetzung eines Musikcafés in der Buchhandlung Reuffel in Koblenz – der SALON. Das war durch einfach rundum tolles Projekt, da der Bauherr offen für wirklich alles war und wir viele schöne Ideen gemeinsam umsetzen konnten.

Bild: Nina Jahn
Was gefällt dir besonders gut an deiner Arbeit?
Das ich meine Kreativität ausleben kann und mich kontinuierlich mit vielen verschiedenen Themen auseinandersetzen darf. Im Zuge meiner Arbeit als Architektin, als auch Content Creator, treffe ich auf viele tolle Menschen, lerne neue Produkte und Orte kennen, so dass sich auch immer wieder neue Dinge ergeben. Es kommt eigentlich nie zu einem – ich sage mal – Entwicklungsstillstand.
Gibt es auch Schattenseiten?
Die gibt es sicherlich in jedem Beruf. Früher waren es die langen Arbeitszeiten und die, dazu im Verhältnis gesehen, geringe Entlohnung im Architekturbüro.
Bezogen auf die Selbstständigkeit muss ich jetzt natürlich selbst zusehen, wie ich an Aufträge oder Kooperationen komme. Bei letzterem ist es leider immer noch das Unverständnis vieler Marken, dass mit einer Kooperation oftmals ein großer Arbeitsaufwand verbunden ist.
Aus diesem Grund sollte Content Creation mittlerweile als ein ganz normaler Job/Beruf angesehen werden und dieser auch dementsprechend bezahlt werden.


Bild: Nina Jahn
Mit welchem Designer oder Stylisten würdest du gerne mal Essen gehen?
Puh, schwierige Frage. Ich liebe die Architektur von Tadao Ando und die Arbeit von Studio Besau-Marguerre.

Nina Jahn: Architektin, Tätig im Bereich Interior Consalting & Content Creation.
Lieben Dank Nina für das schöne Interview.